Sonntags gibt es bei uns Brötchen zum Frühstück. In unserer Lieblingsbäckerei ist dann morgens immer viel los. Aber heute bin ich der einzige Kunde. Während die Verkäuferin die Brötchen in eine Tüte packt, fällt mein Blick auf ihr Namensschild. Hatten die hier schon immer Namensschilder? Das war mir noch nie aufgefallen, aber vielleicht habe ich einfach nie darauf geachtet. Diese Verkäuferin hat mich jedenfalls schon häufiger bedient, aber als „Frau X.“ habe ich sie noch nie angesprochen. Vielleicht weil ich immer schnell zahlen und wieder nach
Hause wollte?
Ob ich sie jetzt mal mit ihrem Namen anspreche? Ich zögere einen Moment. Aber warum eigentlich nicht? Damit zeige ich ihr doch, dass ich sie wahrnehme und schätze – nicht nur ihr Brot. Ich selbst werde ja auch gern wiedererkannt und mit meinem Namen angesprochen.
Beim Propheten Jesaja steht: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ Das ist eine meiner Lieblingsstellen in der Bibel, eine Zusage, die Gott jedem Menschen gibt. Gerade wenn es mir nicht gut geht, wenn ich in Stress gerate oder in einer kleinen oder großen Krise stecke, erinnert mich diese Stelle daran, dass ich für Gott unverwechselbar und einmalig bin. Dass er mich bei meinem Namen nennt, weil ich ihm wichtig bin. In der Bibel wird das für das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen gesagt: Aber eigentlich passt dieser Jesaja-Vers doch auch hier in der Bäckerei.
„Danke schön, Frau X.“, sage ich also und nehme die Brötchentüte entgegen. Sie schaut mich verblüfft an. Ich zeige als Erklärung auf ihr Namensschild und frage nach: „Werden Sie hier öfter mal mit Ihrem Namen angesprochen?“ – „Nee, nur ganz selten!“ Sie denkt darüber kurz nach und ergänzt dann: „Nach meinem Namen fragen die Kunden eigentlich nur, wenn sie sich beschweren wollen!“
Wie schade, dass es dafür erst einen negativen Anlass braucht. Und dass Freundlichkeit und Aufmerksamkeit im Alltag so schnell zu kurz kommen. Auf die Idee, Frau X. mit ihrem Namen anzusprechen, bin ich ja sonst auch noch nie gekommen. Wer denkt schon an Jesaja, wenn er seine Brötchen bezahlt?
Jemanden mit Namen ansprechen, das kann im Alltag einen großen Unterschied machen. Möchten Sie es auch mal ausprobieren?
Thomas Equit