Hoch über dem Jordantal in Israel, auf fast 1000 Metern Höhe liegt die kleine Stadt Zefad. Noch heute erzählt man sich dort, Jesus habe auf diese Stadt gedeutet, als er in seiner Bergpredigt bildhaft von der „Stadt auf dem Berg“ sprach, „die nicht verborgen bleiben“ könne (vgl. Mt 5,14). Und tatsächlich, abends und nachts sieht man die Lichter dieser Stadt auf dem Berg weitum in der Umgebung.
Gläubige Juden halten an der Überlieferung fest, dass der Messias bei seiner Ankunft, exakt an diesem Ort in Zefad zum ersten Mal den Boden des Heiligen Landes betritt. Und manche Bewohner der Stadt sind derart von der Sehnsucht nach der Ankunft des Messias im Glauben erfüllt, dass sie abends, bevor sie zu Bett gehen, Tee kochen und eine Tasse in einen Mauervorsprung in der Straße stellten, damit der Messias sich dann damit stärken, wenn er denn des nachts kommen sollte.
So schön diese kindliche Überlieferung in unseren Ohren klingen mag, so sehr passt sie doch aber auch in die nun vor uns liegende Zeit des Adventes hinein. Denn im Advent bereiten auch wir Christen uns in freudiger und sehnsuchtsvoller Erwartung auf die Ankunft des Gottessohnes Jesus Christus vor. Der Advent ist deshalb auch für uns die Zeit der Erwartung und der Vorbereitung auf Weihnachten hin. Von den gläubigen Juden unterscheiden wir Christen uns aber dahingehend, dass wir glauben, dass in persona Christi der Messias die Erde bereits betreten hat. Durch seine Ankunft hat Jesus uns wieder mit Gott versöhnt und uns in ihm sein Angesicht gezeigt.
Adventliche Menschen der frohen und hoffnungsvollen Erwartung sollen wir deshalb miteinander sein. Auch in uns soll die Sehnsucht – wie bei den Bewohnern Zefads – in dieser besonderen Zeit des Jahres immer größer werden. Gemeint ist die Sehnsucht nach seinem aufrichtenden und tröstenden Wort, dem Wort der Heiligen Schrift. Gemeint ist aber auch die Sehnsucht nach seiner besonderen und heilvollen Nähe, wie wir sie in den Sakramenten immer wieder neu erfahren dürfen.
Durchleben wir den Advent in dieser sehnsuchtsvollen Haltung. Nehmen Sie sich doch bewusst die Zeit, um im Advent in der Heiligen Schrift zu lesen und über Gottes Wort nachzusinnen – allein oder aber auch in der Familie, in Gemeinschaft. Und suchen Sie seine Nähe, erfahren Sie seine liebende Gegenwart in der Mitfeier der Eucharistie, besonders auch in den Rorate-Messen, die fest zum Advent dazugehören. Adventliche Menschen gehend glaubend und hoffend dem kommenden Gottessohn entgegen. Komm, Herr Jesus, komm!
Mit den besten Segenswünschen von Haus zu Haus.
Ihr Kaplan
Kevin Schirra